PARVERBAND WIDDEBIERG | ||||||||||||||||
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Lokalchronik von Dorf und Pfarrei RoodtRoodt, Roth, Rhoda, Rhodt (1083). Der Name deutet an sich schon auf das hohe Alter dieser Ortschaft hin. Der Name ist auf RODEN zurückzuführen: eine Anzahl Familien wurde hier angesiedelt mit der Verpflichtung den Boden zu "roden", ihn urbar zu machen und in Ackerland zu verwandeln. Dass diese Gegend seit alter Zeit bewohnt war, zeigen auch die vielen "Mardellen" im Walde von Roodt, d.h. runde, trichterförmige Bodengruben, von einem Durchmesser bis zu 30 Metern und einer Tiefe bis zu 5 Metern, die höchstwahrscheinlich Wohngruben oder Vorratsgruben waren, die mit Erde, Stroh, Mist oder dergleichen bedeckt waren. Eine Kirche in Roodt wird zum ersten Male genannt im Jahre 1083. In diesem Jahre wurde die Altmünsterabtei gegründet und Graf Konrad von Luxemburg schenkte ihr damals die "ecclesiam de Rode". Wann diese Kirche erbaut wurde ist nicht bekannt. In einem Bericht von 1738 heisst es: zu Roodt gehören noch 4 Häuser von Olingen, aber diese Einwohner sind verpflichtet in Roodt die hl. Sakramente sowie die Osterkommunion zu empfangen und sie müssen sich an den allgemeinen Lasten der Pfarrei beteiligen. Diese Zugehörigkeit eines Teiles von Olingen zur Pfarrei Roodt lässt den Schluss zu, dass die Pfarrei Roodt aus dem größeren Bezirk einer aufgeteilten Grundherrschaft hervorgegangen ist. Da die Nachbarpfarrei Betzdorf und die Kirche in Olingen noch 1140 im Besitz der Trierer Abtei St. Maximin bezeugt sind, und die Grafen von Luxemburg Vögte dieser Abtei waren, darf damit gerechnet werden, dass Roodt entweder als Filiale von Betzdorf abgetrennt und zur Pfarrei erhoben wurde, oder dass die Grafen von Luxemburg mit der Gründung einer Rodungssiedlung auf Maximiner Land auch die Kirche gegründet haben. Die alte Kirche, dem hl. Jakobus geweiht, trägt im Gewölbestein die Jahreszahl 1757. Sie wurde warscheinlich erbaut unter der österreichischen Herrschaft (1714-1795). Die Pfarrei Roodt gehörte in alter Zeit zum Landkapitel Mersch, das den größten Teil des Gutlandes umfasste: Mersch war ein Teil des Archidiakonates Longuyon und gehörte mit diesem zum Erzbistum Trier. Die ersten Angaben über die Kirchen oder Pfarreien in der Frühzeit finden wir in dem Register über die Besteuerung der kirchlichen Benefizien während der Regierung des Trierer Erzbischofs Balduin (1307-1354) aus dem Jahre 1330. Dieses Register stimmt fast überein mit der Aufstellung der Kirchen der großen Visitation aus dem Jahre 1570. Dieser erste Visitationsbericht von 1570 bietet keine Angaben über die Pfarrei Roodt, weil der Pfarrer Ernst Heistorff (erster bekannter Pfarrer von Roodt) zur Visitation nicht erschien. Die erste Visitation der Pfarrei stammt aus den Jahren 1628-29, der Regierungszeit Philipps IV. Es war eine der unglücklichen Zeiten die unsere Heimat erlebte: eine Zeit endloser Kriege und des größten Elends - Roodt ist ein Dorf von wenigen Familien. Die Kirche ist in einem traurigen Zustand, der Chor ist baufällig, doch soll eine Wiederherstellung in Aussicht gestellt sein. Der Pfarrer ist alt und kaum mehr fähig sein Amt zu versehen, er wird deshalb verpflichtet, einen Kaplan für die Verwaltung der Pfarrei einzustellen. 1685 heißt es im Visitationsbericht, dass der Pfarrer Joh. Heinrich Lenertz heißt. Es ist die Zeit der Eroberung der Festung Luxemburg durch Maréchal Créqui. Es ist ein trauriges Bild das uns da von dem Dorf Roodt entworfen wird. Die Kirche ist sehr arm, die Mauern derselben noch roh, kein hölzerner Fußboden ist vorhanden, sondern ein unebener schadhafter Steinbelag. Der Chor ist halb zusammengestürzt. Das Gesamturteil über die Kirche lautet: eher ein Stall oder Scheune als ein Gotteshaus. Es bestehen nur mehr 4 Häuser in der Ortschaft welche mit "2 armen Häusern aus Olingen" die ganze Pfarrei ausmachen. Über 30 Jahre ist wegen der Kriegsgeschehen kein Pfarrer mehr im Orte gewesen. Ja, es gab eine Zeit wo nur mehr ein Einwohner im Dorfe war. 1738 wird berichtet, dass mit der österreichischen Herrschaft (1714-1795) wieder bessere Zeiten für das Land kamen. Eigenartigerweise wird von der Kirche gesagt, dass sie außerhalb des Dorfes liege. Wahrscheinlich sind die um die Kirche liegenden Häuser, die im vorigen Kriege zerstört wurden, noch nicht aufgebaut worden, sodass die Kirche auf ihrem Hügel wirklich allein und außerhalb des Dorfes liegt. Die Kirche ist aber in gutem, würdigem Zustande. 90 Kommunizierende zählt die Pfarrei wovon 4 in Olingen wohnen. Aus dieser Zeit stammt der linke Seitenaltar der Kirche, der die Aufschrift trägt: P.W. 1728. Die jetzige Kirche (die alte genannt) wurde wie am Schlussstein des Triumphbogens zu lesen ist, im Jahre 1757 unter Pfarrer George FILTZ (1749-1776+) erbaut. Der Visitationsbericht von 1787 sagt uns, dass die Pfarrei 126 Einwohner aus Roodt und 5 Häuser mit 37 Einwohnern aus Olingen zählt. Es kommt die Zeit der grossen Umwälzungen der Französischen Revolution und Eroberung der Festung Luxemburgs im Juni 1795. In ziviler Hinsicht sollte die Französische Zeit (1795-1814) manche Änderungen bringen indem nämlich Roodt, wenigstens vorübergehend, zum KANTONALHAUPTORT erhoben wurde. Wahrscheinlich datieren aus dieser Zeit verschiedene Einrichtungen in Roodt, die diese Ortschaft in der Zukunft zum Zentrum eines größeren Umkreises machen sollten, nämlich Steuereinnehmerei, Gendarmerieposten, Post, Bahnhof, Gemeindehaus, verschiedene Geschäftshäuser, Arzt, Veterinär, Zahnarzt. Auch die beiden Jahrmärkte im Mai und September waren Anziehungspunkte für viel Volk aus der Umgegend. 1808 sollte ein wichtiges Jahr in der Pfarrgeschichte von Roodt werden, dadurch, dass einserseits die Häuser von Olingen, die seit uralten Zeiten zur Pfarrei gehörten, abgetrennt wurden, anderseits aber das viel größere Mensdorf der Pfarrei angeschlossen wurde. 1858 wurde Mensdorf zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Die Nachkriegsjahre, besonders nach 1945 haben viele Neuerungen eingeleitet. In Roodt stellte sich u.a. auch die Frage ob die ehrwürdige aber allzukleine Kirche noch zeitgemäß sei. Besonders da Roodt in Zukunft einer regionalen Bedeutung zusteuern würde und seiner Lage entsprechend Ausdehnungsmöglichkeiten für Neubauten aufweist, wurde in den Jahren 1963-1968, unter Pfarrer Adolphe Krier ein Kirchenbauverein gegründet. Zehn Jahre später sollte eine neue, moderne Kirche entstehen.
Pfarrei
Das Marienandachtsbild am Waldrand wurde kurz nach dem 2. Weltkrieg errichtet und stellt als Léiffrächen die Trösterin der Betrübten dar. |