PARVERBAND WIDDEBIERG
 

Lokalchronik von Dorf und Pfarrei Mensdorf

Mensdorf (1225: Menestrorff; 1570: Meynszdorff)
Mensdorf schmiegt sich an den mächtigen WIDDENBIERG an. Die ersten Siedlungen auf dem Widdenberg reichen bis ins hohe Altertum zurück. Hier trafen sich die beiden Römerstrassen Metz - Trier und Reims - Trier. Dass der Widdenberg bereits in gallo-römischer Zeit eine Siedlung besaß, beweisen die Funde, die auf demselben gemacht wurden. Der Widdenberg ist reich an schönen, frisch sprudelnden Quellen. Diese Quellen standen bei unseren heidnischen Vorfahren hoch in Ehren und man brachte ihnen göttliche Verehrung dar. So fand man auf demselben eine lateinische Inschrift, die sich heute im Nationalmuseum befindet. Sie lautet: "In honorem domus Augustae deo Verauduno et Incionae Marcus Plautus Restitutus ex voto Alpiniae Lucanae matris" (Zur Ehre des göttlichen Kaiserhauses hat Marcus Plautus Restitutus, nach dem Gelübde seiner Mutter Alpinia Lucana, dem Gott Veraudunus und der Göttin Inciona diese Inschrift geweiht.).

Aus dem Götternamen Veraudunus entwickelte sich der Name Widdenberg. Inciona ist wohl die Bezeichnung für eine der Göttinen, die an den munter sprudelnden Quellen des Widdenberges verehrt wurden.

Um den Kult dieser heidnischen Gottheiten zu verdrängen, andererseits aber die Neuchristen nicht unnützerweise in ihren Gefühlen zu verletzen, haben die Missionare dem bisherigen Kult einen anderen Gegenstand gegeben, indem sie die Verehrung der Muttergottes und der Heiligen 3 Jungfrauen, FIDES, SPES, CARITAS im Syrtal einführten und ihnen das erste Gotteshaus in Mensdorf weihten.

Desweiteren wurde in Mensdorf der hl. Gallus als Patron des Viehs verehrt. Diese Verehrung ist einzigartig in Luxemburg da der hl. Gallus vornehmlich in der Schweiz als volkstümlicher Heiliger angerufen wird. Bis auf den heutigen Tag befindet sich in der Kirche von Mensdorf die einzige Darstellung des Heiligen im Erzbistum Luxemburg. Als weiteres Unikat besitzt die Mensdorfer Kirche eine dem hl. Eugen geweihte Glocke.

Auf jeden Fall weist die Tatsache, dass in der Kirche von Mensdorf sowohl die MUTTERGOTTES als auch die DREI HEILIGEN JUNGFRAUEN verehrt werden, auf das hohe Alter dieser Ortschaft hin.

Mensdorf gehörte gemäß der Visitationslisten von 1570 und 1787 der Abtei Echternach an und war Filiale von Flaxweiler bis zum Jahre 1808 wo es zu Roodt kam bis es 1858 eine selbstständige Pfarrei wurde.

Weit und beschwerlich war der Weg zur Pfarrei Flaxweiler, der über die Höhe des Widdenberges führte. Heute sind beide Ortschaften nur mehr durch einen schmalen Waldpfad miteinander verbunden.

In früheren Zeiten aber benutzten die Gläubigen auf ihrem Weg zur Kirche den römischen Kiem, der besonders gut ausgebaut war, da hier am Widdenberg sich die beiden grossen Strassen Reims - Trier und Metz - Trier vereinigten. Dieser Römerweg, der also auch Kirchweg war, ist heute verschwunden.

1570 hatte Mensdorf das Recht auf einen Werktagsgottesdienst in der Woche.

Die jetzige Pfarrkirche wurde 1853 erbaut.

Die Grafen von Mensdorf

Im 14. Jahrhundert berichten die Akten von einer berühmten Familie "von Mensdorf". Sie waren lange Schöffen von Luxemburg und besassen viele Güter in der Stadt und besonders im Syrtal.

Es sind genannt:

  • HEINRICH von MENSDORF. Am 11.9.1330 machte er dem Jakobusaltar in Altmünster eine Schenkung von 130 Pfund, die bestimmt war zur Verminderung der Klosterschulden. Als Schöffe erscheint er um 1331 bis 1338.
  • JOHANN von Mensdorf (Sohn von Heinrich), Scholastiker und Kanonikus an St. Paulin in Trier. Am 8.11.1366 fasste er sein Testament ab.
    Er vermachte zum Abhalten von Anniversarien je 200 Gulden den Kirchen St. Simeon und St. Paulin, je 100 Gulden den Gotteshäusern von Phalzel und Meinfeld. Seinem Bruder Heinrich, Mönch in Luxemburg, schenkte er 60 Gulden; 100 Gulden Schwester ELISABETH, Zisterzienserin in Bonneweg; 100 Gulden sollen seine Schwester KATHARINA und ihre Söhne zu Luxemburg erhalten.
  • KATHARINA von MENSDORF, Tochter Heinrichs von Mensdorf, vermachte ihre Erbschaft am 9.8.1379 der Münsterabtei, aber unter der Bedingung, dem St. Paulskloster von Verdun einen jährlichen Zins von 3 Tournosen zu zahlen.
  • Osilia, die Witwe WALTERS von MENSDORF, Bürger der Stadt Luxemburg, aus der Bäckerzunft, hatte am 24.02.1255 zu ihrem und ihres Mannes Seelenheils den Klosterfrauen vom Hl. Geist ihren Zehnten zu Bartringen, das Patronatsrecht an der dortigen Pfarrkirche und ihr Freigut zu Strassen vermacht. Aller Wahrscheinlichkeit nach müssen Walther und Osilia eine Tochter gehabt haben, die im Kloster des Hl. Geistes den Schleier genommen hat.

MENSDORF gehörte zur Grafschaft ROUSSY und wurde im Jahre 1659 nach dem französich-spanischen Krieg mit Thionville, Montmédy, Ivoix und anderen von Luxemburg abgetrennt und kam nach Frankreich. So wurde MENSDORF "Terre de France" genannt, während Roodt luxemburgisch blieb.

Als in der Französischen Revolution die Grafen von Roussy die Flucht ergreifen mussten, wanderten sie nach Österreich aus. Dort gelangten sie zu hohen Stellungen. Sowohl aus Klugheit als auch aus Politik tauschten sie ihren französisch klingenden Namen DE ROUSSY um in den eher deutschen Namen "VON MENSDORF ".

Graf ALEXANDER von MENSDORF wurde Außenminister des Kaiserreiches Österreich-Ungarn. Durch seine Heirat mit der Erbin des Hauses Dietrichstein wurde er einer der reichsten Adeligen der Habsburger Monarchie.

Sein Sohn Graf Albert von Mensdorf, geboren 1861, war langjähriger österreichischer Botschafter in London.

Pfarrei

  • Kirche: Erbaut 1853; Konsekration am 25.10.1890
  • Kirchweih: Letzter Sonntag im Kirchenjahr, Christkönig
  • Hauptpatron: Mariä Himmelfahrt, 15. August

Die Pfarrei Mensdorf besitzt eine monumentale Lourdesgrotte, die sich idyllisch gelegen an den Widdebierg schmiegt.